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Die Elemente der sechsten Hauptgruppe (Chalkogene): Sauerstoff, Schwefel, Selen, Tellur, Pollonium

Zur 6.Hauptgruppe gehören die Elemente Sauerstoff, Schwefel, Selen, Tellur und Polonium. Sie werden auch Chalkogene (gr.:„Erzbildner") genannt. Sauerstoff unterscheidet sich in seinen Eigenschaften deutlich von den übrigen Elementen dieser Gruppe. Polonium ist ein Produkt des radioaktiven Zerfalls von Radium. Wegen seiner Instabilität hat es keine Bedeutung und seine Eigenschaften sind wenig erforscht.

Allgemeine Eigenschaften der Chalkogene

Einem Chalkogen-Atom fehlen genau zwei Elektronen, um die Elektronenkonfiguration des nächsten Edelgases zu erreichen. Es hat daher eine Tendenz, zwei Elektronen aufzunehmen. Mit elektropositiven Elementen werden Ionenverbindungen gebildet. Eine edelgasähnliche Konfiguration kann auch durch die Ausbildung von zwei kovalenten Bindungen erreicht werden, zum Beispiel H2Se.

Einige Eigenschaften der Elemente sind in der Tabelle zusammengefaßt.

SauerstoffSchwefelSelenTellur
Farbefarblosgelbrot / graugrau
Schmelzpunkt °C-218,4119217450
Siedepunkt °C-182,9444,6688950
Elektronegativität3,42,62,62,1
MolekülformelO2S8-RingSe8-Ring oder Sex-KetteTex-Kette

Jedes Chalkogen ist ein weniger reaktives Nichtmetall als das Halogen der gleichen Periode. Die Elektronegativitäten nehmen mit zunehmender Ordnungszahl ab. Sauerstoff ist nach Fluor das elektronegativste Element.

Chemisch verhalten sich die Chalkogene überwiegend wie Nichtmetalle. Bei den schwereren Elementen zeigen sich jedoch gewisse metallische Eigenschaften. Polonium ist als Metall anzusehen. Tellur verhält sich ähnlich wie ein Metall, seine Verbindungen entsprechen aber mehr denen eines Nichtmetalls. Schwefel, Selen, Tellur und Sauerstoff zählen eindeutiger zu den Nichtmetallen.

Vorkommen und Gewinnung von Sauerstoff

Sauerstoff ist in dem uns zugänglichen Bereich der Erde das häufigste aller Elemente. In der Luft ist elementarer Sauerstoff etwa zu 21,0 Volumen-% oder 23,2 Massen-% enthalten. Die meisten Mineralien enthalten Sauerstoff in gebundener Form. Siliciumdioxid, SiO2, ist der Hauptbestandteil im Sand und findet sich in vielen anderen Mineralien. Silicate sind Verbindungen aus Sauerstoff, Silicium und Metallen; zu ihnen gehören zahlreiche Mineralien, die den Großteil des Erdreichs ausmachen. Weitere sauerstoffhaltige Mineralien sind Oxide, Sulfate und Carbonate. Sauerstoff ist Bestandteil der belebten Natur; der menschliche Körper besteht zu über 60% aus gebundenem Sauerstoff.
Drei Sauerstoff-Isotope kommen in der Natur vor 16O (99,759%), 17O (0,037%) und 18O (0,204%).

Luft ist ein Gasgemisch. Seine Zusammensetzung hängt von der Höhenlage und, in geringerem Maße, von der Ortslage ab.

Volumen-%
N278,08
O220,95
Ar0,933
CO20,034
Ne0,0018
He5*10-4
CH42*10-4
Kr1*10-4
N2O5*10-5
H25*10-5
CO1*10-5
Xe8*10-6
O31*10-6
NH31*10-6
NO21*10-7
SO22*10-8
H2S2*10-8

Über 99% des technisch hergestellten Sauerstoffs werden durch fraktionierte Destillation von flüssiger Luft gewonnen. Flüssige Luft wird nach dem Linde- Verfahren aus trockener Luft, der das CO2 entfernt wurde, erhalten. Durch die fraktionerte Destillation können Edelgase, Stickstoff und Sauerstoff voneinander getrennt werden.
In kleineren Mengen wird Sauerstoff in sehr reiner Form, aber relativ kostspielig, durch die Elektrolyse von Wasser erhalten.

Reaktionen des Sauerstoffs

Sauerstoff wirkt auf viele Stoffe als Oxidationsmittel, bei Raumtemperatur verlaufen die meisten Reaktionen jedoch außerordentlich langsam. Die Ursache hierfür ist die hohe Bindungsenergie im O2-Molekül; Reaktionen bei denen die Bindung aufgebrochen werden muß, finden in der Regel nur bei hohen Temperaturen statt. Viele dieser Reaktionen sind stark exotherm und laufen von selbst ab, nachdem sie durch anfängliches Erhitzen in Gang gesetzt wurden (typische Verbrennung). Im Gegensatz zu den Reaktionen von gasförmigen Sauerstoff reagiert in Wasser gelöster Sauerstoff oft viel schneller; dies spielt zum Beispiel bei den Atmungsvorgängen im Organismus und bei der Korrosion von Eisen eine Rolle.

Alle Metalle, mit Ausnahme einiger Edelmetalle, reagieren mit Sauerstoff. Von allen Metallen sind Oxide bekannt, einige müssen jedoch auf Umwegen hergestellt werden.
Ausgenommen Barium, mit dem sich das Peroxid BaO2 bildet, führt die Reaktion aller übrigen Metalle mit Sauerstoff zur Bildung von normalen Oxiden. Die Reaktion mit Quecksilber ist reversibel.

Bei Metallen, die in mehreren Oxidationsstufen auftreten können, hängt die Zusammensetzung des gebildeten Oxides im allgemeinen von der Menge des Sauerstoffs und des Metalls und von den Reaktionsbedingungen ab. So reagiert Eisen (Fe) mit Sauerstoff bei niedrigem Sauerstoffangebot und Temperaturen über 600°C unter Bildung von FeO; fein verteiltes Eisen, das an Luft erhitzt wird, bildet bei 500°C Fe3O4 und bei Temperaturen über 500°C Fe2O3. Rost ist hydratisiertes Fe2O3.

Mit Ausnahme der Edelgase und der Halogene reagieren alle Nichtmetalle mit Sauerstoff. Oxide der Halogene und der schweren Edelgase sind allerdings über Umwegen zu erhalten. Bei der Reaktion von Phosphor und Kohlenstoff mit Sauerstoff hängt die Zusammensetzung der Produkte von der Menge des angebotenen Sauerstoffes ab. Bei begrenzter Sauerstoffzufuhr bilden sich die Oxide mit niedrigerer Oxidationszahl, P4O6 bzw. CO, bei reichlichem Sauerstoffangebot wird die höchstmögliche Oxidationszahl erreicht, P4O10 bzw. CO2. Bei der Verbrennung von Schwefel entsteht Schwefeldioxid, SO2; dieses kann in Anwesenheit eines Katalysators zu Schwefeltrioxid, SO3, weiter verarbeitet werden.

Die Reaktion von Stickstoff mit Sauerstoff ist eine der wenigen Verbrennungs- reaktionen, die endotherm ist. Sie läuft nur bei hohen Temperaturen in begrenztem Maße ab. Das gebildete Stickstoffoxid, NO, reagiert aber bei Raumtemperatur mit Sauerstoff spontan zu NO2 weiter.

Wasserstoff verbindet sich mit Sauerstoff in stark exothermer Reaktion zu Wasserdampf. Auf indirektem Wege können die Elemente zu einer weiteren Verbindung, dem Wasserstoffperoxid H2O2, vereint werden. Wasserstoffperoxid ist eine farblose Flüssigkeit, die bei 150,2°C siedet und bei -0,4°C gefriert. Beim Erhitzen von reinem H2O2 kann die Zersetzung explosionsartig erfolgen, weshalb H2O2 nur als wässrige Lösung im Handel ist (30-35%ig). Bei Raumtemperatur ist die Zerfallsgeschwindigkeit sehr gering. Wasserstoffperoxid wird häufig als Oxidationsmittel eingesetzt, es hinterläßt keine belastenden Abfallstoffe.

Verwendung:

unter anderem folgende Punkte:

1.) Stahlgewinnung
2.) Herstellung von bestimmten Metallen
3.) Herstellung bestimmter Sauerstoffverbindungen
4.) Raketentreibstoff; zusammen mit Wasserstoff
5.) Zum Schweißen
6.) Behandlung von Abwässern
7.) Atmungsgas

Ozon:

Das Elemente in verschiedener Form im gleichen Aggregatzustand vorkommen nennt man Allotropie. Neben der normalen Form als O2-Molekül kommt Sauerstoff auch in einer allotropen Modifikation vor, dem Ozon, ein drei-atomiges Molekül O3.

Ozon

Ozon ist ein blaßblaues, giftiges Gas mit einem charakteristischen, stechenden Geruch. Zur Herstellung von Ozon erzeugt man in einem O2-Gasstrom eine elektrische Entladung. Durch die Stromzufuhr werden die O2-Moleküle gespalten und verbinden sich darauf mit einem neuen O2-Molekül zu O3. FCKWs können über Radikalbildung und UV-Einwirkung diesen Prozeß umkehren (Schädigung der Ozonschicht). In hohen Konzentrationen wirkt Ozon gesundheitsschädlich, diese Konzentrationen werden in Anwesenheit von Stickstoffdioxid und UV-Licht schnell erreicht (Sommersmog).

NO2 <--> NO +O (unter UV-Einwirkung)
O + O2 <--> O3

Luftverschmutzung

Eine Reihe von Oxiden, die in der Luft in unterschiedlichen Mengen vorkommen, wirken sich schädlich auf die Umwelt aus. Die moderne Zivilisation bringt in zunehmendem Maße fremde Stoffe in die Athmosphäre. Die der Menge nach überwiegend Belastungsstoffe sind:

1. Kohlenmonoxid. Es entsteht bei der unvollständigen Verbrennung von Kohle oder Kohlenwasserstoffen. Autos sind die Hauptquelle dieses Schadstoffes. Kohlenmonoxid ist giftig, weil es sich mit dem Hämoglobin des Blutes verbindet und dadurch den Sauerstofftransport durch das Blut unterbindet. Sonst ist CO jedoch nicht sehr reaktionsfähig. Durch allmähliche Reaktion mit O2 aus der Luft bildet sich CO2, so daß CO aus der Atmosphäre verschwindet.

2. Schwefeldioxid entsteht bei der Verbrennung von Kohle und Erdölprodukten sowie bei der Aufarbeitung sulfidischer Erze. Die Hauptquelle ist die Verbrennung in Kohlekraftwerken und zu Heizzwecken. Kohle enthält meist zwischen 0,5 und 3% (manchmal bis zu 8%) Schwefel. Daneben gelangen auch große Mengen von SO2 aus natürlichen Quellen, vor allem durch Vulkane, in die Atmosphäre.

Mit Wasser bildet SO2 schweflige Säure und im Beisein von Luftfeuchtigkeit wird SO2 durch den Luftsauerstoff allmählich zu Schwefelsäure oxidiert. Diese Säuren sind der Hauptbestandteil des „sauren Regens".

2SO2 + 2H2O + O2 <--> 2H2SO4

Schwefeldioxid stellt in mancher Hinsicht die ernsteste Belastung der Atmosphäre dar. Es ist ein Atmungsgift und schädigt die Vegetation. Die daraus entstehenden Säuren greifen ebenfalls die Pflanzen an, korrodieren Metalle und erodieren Marmor und Kalk. Alte Monumente die sich über Jahrhunderte gehalten haben, zerfallen in der neueren Zeit durch solche Einflüsse.

3. Stickstoffmonoxid, NO, entsteht durch Reaktion von N2 mit O2 bei hohen Temperaturen. Bei 2000°C ist die NO-Ausbeute etwa 1% bei 2500°C etwa 2%. Bei tieferen Temperaturen setzt sich NO mit O2 zu Stickstoffdioxid, NO2, um. Bei den Temperaturen in einem Auto entsteht immer etwas NO aus dem Stickstoff und Sauerstoff der Verbrennungsluft; das durch menschliche Aktivitäten erzeugte NO und NO2 stammt zum großen Teil hieraus. Stickstoffoxide entstehen in erheblichen Mengen auch auf natürlichem Wege, insbesondere bei Gewittern.

NO und NO2 sind normalerweise in kleinen Konzentrationen in der Luft vorhanden und nehmen am Stickstoffkreislauf teil. NO2 ist erheblich giftiger als NO. Im allgemeinen sind ihre Konzentrationen jedoch so gering, das keine direkten ernsthaften Effekte resultieren. Wenn sie mit dem Regenwasser ins Erdreich gelangen, können Nitrate entstehen, die durch ihre düngende Wirkung sogar vorteilhafte Wirkungen zeigen können. Die Bedeutung der Stickstoffoxide als umweltbelastende Stoffe liegt in ihrer Funktion bei der Bildung anderer, ernsterer Schadstoffe.

4. Kohlenwasserstoffe sind Verbindungen, die Kohlenstoff und Wasserstoff enthalten. Sie sind Bestandteile im Erdöl, im Erdgas und in der Kohle. Sie gelangen bei der Erdölaufarbeitung, durch Verdampfen aus Vorrats- und Transportbehältern und durch unvollständige Verbrennung in die Atmosphäre. Unverbrannte Kohlenwasserstoffe in Autoabgasen liefern einen wesentlichen Beitrag. Bestimmte Kohlenwasserstoffe werden auch durch natürliche Prozesse an die Atmosphäre abgegeben; dazu gehören vor allem Methan, CH4, das bei Fäulnissprozessen entsteht.
Manche Kohlenwasserstoffe wirken krebserregend. Die Hauptgefahr der atmosphärischen Kohlenwasserstoffbelastung liegt jedoch in Schadstoffen, die sich in der Luft aus den Kohlenwasserstoffen bilden. Stickstoffdioxid zersetzt sich im Sonnenlicht unter Bildung von O-Atomen, die ihrerseits mit O2 zu Ozon (O3) reagieren. Ozon ist sehr reaktionsfähig und reagiert mit manchen Kohlenwasserstoffen unter Bildung von sauerstoffhaltigen organischen Verbindungen. Da dieser Prozess durch Sonnenlicht eingeleitet wird, spricht man von photochemisch induzierter Luftverschmutzung. Zu den gebildeten Verbindungen gehören solche, die erhebliche Reizungen der Augen, der Haut und der Atmungsorgane verursachen. Sie machen den sogenannten photochemischen Smog aus.

5. Halogenkohlenwasserstoffe enthalten Halogenatome, die an Kohlenstoffatome gebunden sind. Sie werden als Lösungsmittel benutzt und dienten als Treibmittel in Sprühdosen, als Kühlmittel in Kühlaggregaten und zur Reinigung von Computerchips. Durch Verdampfung gelangen sie in die Atmosphäre. Durch Sonnenlicht werden sie zersetzt, wobei aggressive Zwischenprodukte entstehen, welche die Vegetation schädigen können. Aufgrund ihrer Beeinflußung des O2/O3- Gleichgewichtes in der Stratosphäre, wodurch es zu einer Abnahme der, vor dem UV-Licht der Sonne, schützenden Ozonschicht kommt („Ozonloch").

6. Schwebstoffe sind fein verteilte Flüssigkeitstropfen oder Feststoffe (d = 0,01 bis 100 µm). Sie entstehen hauptsächlichals Rauch bei der Verbrennung von Kohle und anderen organischen Substanzen. Weitere Quellen sind bestimmte Industrieprozesse, wie die Herstellung von Zement.
Schwebstoffe können Lungenschäden verursachen („Asbest") und können giftig sein. Krebserregende Stoffe können in Rußteilchen enthalten sein.

Schwefel, Selen, Telur:

Alle drei Elemente können in mehreren allotropen Formen auftreten.

Schwefel kann in der alpha- oder in der beta-Struktur vorliegen. Er ist unlöslich in Wasser, aber in manchen organischen Lösungsmitteln.

8-Molekülen aufgebaut sind. Acht Schwefel-Atome sind durch kovalente Einfachbindung zu einem gewellten Ring verknüpft. Erwärmt man alpa-Schwefel über 95,6 °C wandelt er sich reversibel in beta-Schwefel um. Dieser besteht auch aus S8-Molekülen, sie sind im Kristall allerdings anders gepackt. Das Auftreten verschiedener kristalliner Formen desselben Stoffes nennt man Polymorphie.

beta-Schwefel schmilzt bei 119,6 °C. Flüßiger Schwefel besteht bis etwa 200 °C überwiegend aus S8-Ringen aber schon jetzt nehmen auch andere Formen Gestalt an (S6, S7, S8, S9, ...). Bei 444,6 °C siedet Schwefel. Der Dampf besteht aus S8 - S2 Ketten- oder Ringmolekülen.

Selen besteht unter Normalbedingungen aus spiralförmigen, langen Ketten von Selen-Atomen, die im Kristall parallel gebündelt sind. Es existieren auch Modifikationen aus ringförmigen Se8-Molekülen. Selen ist ein schlechter elektrischer Leiter (Halbleiter), die Leitfähigkeit nimmt aber unter Lichteinfluß etwa tausendfach zu.

Telur besteht ebenfalls aus spiralförmigen langen Kettenmolekülen aber es sind keine Modifikation aus Te8-Molekülen bekannt.

Polonium bildet bei Raumtemperatur ein kubisches Kristallgitter. Zwei Modifikationen sind bekannt.

Vorkommen von Schwefel, Selen und Telur
Häufigkeit %Vorkommen
Schwefel0,05elementar, in zahlreichen Sulfiden, z.B. FeS2 (Pyrit), PbS (Bleiglanz), ZnS (Zinkblende, Spahlerit), CuFeS2 (Kupferkies, Chalkopyrit). In Sulfaten, CaSO4*2H2O (Gips) und CaSO4 (Anhydrit), MgSO4*7H2O (Bittersalz), BaSO4 (Schwerspat). In Kohle als FeS und organischen Verbindungen. Im Erdöl als org. Verbindung und im Gas als H2S. Proteine als Cys u. Met.
Selen9*10-6In Sulfiden, in kleiner Menge als Selenide. In seltenen Mineralien: PbSe, Cu2Se, Ag2Se.
Tellur2*10-7In Sulfiden spurenweise in Form von Telluriden. In seltenen Mineralien: PbTe, Cu2Te, Ag2Te, Au2Te, AuTe2.

Vorkommen und Gewinnung von Schwefel, Selen und Tellur

Die wichtigsten Vorkommen sind in der Tabelle aufgeführt. Schwefel wird aus unterirdischen Lagerstätten gewonnen, die elementaren Schwefel im Gemisch mit Gestein enthalten. Bei der Förderung wird der Schwefel unterirdisch aufgeschmolzen, indem Wasser mit einer Temperatur von etwa 170°C unter Druck in die Lagerstätte gepreßt wird. Mit heißer Druckluft wird der flüssige Schwefel zusammen mit dem Wasser an die Oberfläche gebracht. Der so erhaltene Schwefel ist zu 99,5% rein; er kann durch Destillation weiter gereinigt werden.

Von Bedeutung ist die Gewinnung von Schwefel aus Schwefelwasserstoff, der bei der Verkokung von Kohle im Kokereigas und bei der Entschwefelung von Erdöl anfällt und der auch im Erdgas und im „Wassergas" enthalten ist. Bei diesem Prozeß wird ein Teil des Schwefelwasserstoffes zu Schwefeldioxid verbrannt, Das dann mit weiterem H2S an einem Katalysator (AlOOH) umgesetzt wird.

2H2S + 3O2 <--> 2SO2 + 2H2O
4H2S + 2SO2 <--> ¾ S8 + 4H2O
______________________________
6H2S + 3O2 <--> ¾ S8 + 6H2O

Die wichtigste Quelle für Selen und Tellur ist der Anodenschlamm, der bei der elektrolytischen Raffination von Kupfer anfällt.

Wasserstoffverbindungen von Schwefel, Selen und Tellur

Die Wasserstoff verbindungen H2S, H2Se und H2Te können durch direkte Synthese aus den Elementen bei höherer Temperatur dargestellt werden, so entsteht Schwefelwasserstoff aus Wasserstoff und Schwefeldampf bei 600°C in Anwesenheit eines Katalysators.

S + H2 <--> H2S

Bequemer ist die Synthese aus einem Sulfid durch einwirken einer starken Säure.

FeS + 2H+ <--> Fe2+ + H2S

Schwefelwasserstoff wird häufig aus Eisensulfid und Salsäure dargestellt (s.o.) ; das Eisensulfid erhält man durch Erhitzen eines Gemisches von Eisenpulver und Schwefel.
In technischem Maßstab fällt Schwefelwasserstoff in großen Mengen bei der Entschwefelung von Erdöl an, außerdem ist es im Erdgas und im Kokereigas enthalten.
Schwefelwasserstoff, Selenwasserstoff und Tellurwasserstoff sind farblose, sehr giftige und unangenehm riechende Gase. Sie bestehen wie Wasser aus einfach, gewinkelten Molekülen.

Schwefel-, Selen-, Telur-Wasserstoff

Schwefelwasserstoff ist brennbar; je nach Menge des angebotenen Sauerstoffs entsteht entweder Schwefel oder Schwefeldioxid neben Wasserdampf. In sauren Lösungen können bestimmte Ionen mit H2S ausgefällt werden.

H2S + Cu <--> CuS + H2

Pb2+ + H2S <--> PbS + 2H+

Die Fällung von Sulfiden unter verschiedenen Bedingungen wird zur Trennung und identifizierung von Kationen genutzt.

H2S, H2Se und H2Te sind in Wasser mäßig gut löslich. Sie sind schwache Säuren in der wässrigen Lösung.

Schwefel-, Selen- und Tellurverbindungen in der Oxidationsstufe +IV

Schwefeldioxid, SO2, entsteht bei der Verbrennung von Schwefel oder von Schwefelverbindungen. Es ist ein farbloses, giftiges, stechend riechendes Gas. Es besteht aus gewinkelten Molekülen.

Schwefeldioxid

Aufgrund der unterschiedlichen Elektronegativität von S und O und der gewinkelten Molekülstruktur ist das Molekül polar. Dementsprechend läßt sich SO2 relativ leicht verflüssigen (--> H2O); bei Normaldruck liegt der Siedepunkt bei -10°C und bei 20°C reicht ein Druck von etwa 300 kPa, um das Gas zu verflüssigen. Flüssiges SO2 ist ein gutes Lösungsmittel für viele Stoffe.
Schwefeldioxid ist in Wasser mäßig gut löslich. Die Lösung enthält eine kleine Konzentration von Schwefeliger Säure, H2SO3. Die reine Verbindung H2SO3 ist instabil und kann nicht isoliert werden. Schwefelige Säure ist eine mittelstarke, zweiprotonige Säure.

SO2 + H2O <--> H2SO3

Salze der Schwefeligen Säure sind isolierbar, sie heißen Sulfite. Schwefeldioxid, Schwefelige Säure und Sulfite können gegenüber starken Reduktionsmitteln wie zum Beispiel naszierendem Wasserstoff als Oxidationsmittel wirken. Wichtiger und häufiger sind jedoch Reaktionen, bei denen sie als Reduktionsmittel auftreten, wobei sie selbst zum Sulfat-Ion, SO42-, oxidiert werden. Schon beim Stehen an Luft werden Lösungen von Sulfiten allmählich zu Sulfaten oxidiert. Oxidationsmittel wie Permanganat, Dichromat, Chlor, Brom und Iod werden schnell reduziert.

Selendioxid und Tellurdioxid werden bei der Reaktion der Elemente mit Sauerstoff erhalten. Sowohl SeO2 wie TeO2 sind weiße Feststoffe.
Selenige Säure, H2SeO3, entsteht wenn das gut lösliche SeO2 in Wasser gelöst wird. Sie ist eine zweiprotonige Säure, die etwas schwächer als Schweflige Säure ist. Durch Eindampfen der Lösung kann die reine Verbindung erhalten werden. Tellurdioxid ist nur wenig löslich in Wasser und reine H2TeO3 ist unbekannt. In alkalischen Lösungen lösen sich SeO2 und TeO2 unter Bildung von Seleniten bzw. Telluriten.
Selen- und Tellurverbindungen der Oxidationszahl +IV sind stärkere Oxidationsmittel und schlechtere Reduktionsmittel als die entsprechenden Schwefelverbindungen. SeO2 wird bei bestimmten Synthesereaktionen als Oxidationsmittel eingesetzt.

Schwefel-, Selen- und Tellurverbindungen der Oxidationsstufe +VI

Schwefeltrioxid ensteht durch Oxidation von Schwefeldioxid mit Luftsauerstoff. Da die Reaktion exotherm ist, liegt das Gleichgewicht bei sehr hohen temperaturen auf der linken Seite.

2SO2 + O2 <--> 2SO3

Die Synthese von SO3 ist nur bei nicht allzu hohen Temperaturen möglich (400 - 700°C). Bei diesen Temperaturen verläuft die Reaktion nur in Anwesenheit eines Katalysators schnell genug.

Schwefeltrioxid ist eine flüchtige Verbindung (Sdp.: 44,8°C, Smp.: 16,9°C). Im Dampfzustand und im flüssigen Zustand besteht es aus planaren Moleküen SO3, die mit trimeren Molekülen im Gleichgewicht stehen.

Schwefeltrioxid

Beim Abkühlen erstarrt es zu farblosen Kristallen, die aus ringförmigen Molekülen (SO3)3 bestehen. In Anwesenheit von Spuren von Wasser kristallisiert faserförmiges Schwefeltrioxid, welches aus langen, kettenförmigen Molekülen besteht, die an den Enden OH-Gruppen tragen (genaugenommen ist dies eine Polyschwefelsäure). Schwefeltrioxid ist eine reaktionsfähige und stark oxidierend wirkende Substanz. Es ist ein Anhydrid der Schwefelsäure; mit Wasser reagiert es heftig unter Bildung der Säure und mit Oxiden bildet es Sulfate.

Schwefelsäure, H2SO4, ist eine der wichtigsten industriell hergestellten Chemikalien. Die Synthese erfolgt nach dem Kontaktverfahren, bei dem zunächst Schwefeldioxid hergestellt wird. Das SO2 wird an einem Katalysator zu SO3 weiteroxidiert. Weil die direkte Reaktion von SO3 mit Wasser nicht problemlos durchfühbar ist, wird das SO3 in Schwefelsäure eingeleitet, wobei sich Dischwefelsäure, H2S2O7, bildet. Durch Zusatz von Wasser wird dann die Schwefelsäure der gewünschten Konzentration erhalten.

SO3 + H2SO4 <--> H2S2O7

H2S2O7 + H2O <--> 2H2SO4

Schwefelsäure ist eine ölige Flüssigkeit, die bei 10,4°C gefriert. Bei 280°C beginnt sie zu sieden, wobei sie sich unter Abgabe von SO3 zersetzt bis sie eine Konzentration von 98,3% erreicht; bei dieser Konzentration siedet sie ohne weitere Zersetzung bei 338°C. Beim Erhitzen des Dampfes auf über 450°C zersetzt sich H2SO4 vollständig zu SO3 und H2O.

Wenn man Schwefelsäure in Wasser einfließen läßt, so kommt es zu einer beträchtlichen Wärmeentwicklung. Schwefelsäure hat eine große Affinität zu Wasser und bildet damit eine Reihe von Hydraten. Schwefelsäure ist hygroskopisch, d.h. wasseranziehend, und kann deshalb als Trocknungsmittel eingesetzt werden. Gase, die nicht mit H2SO4 reagieren werden getrocknet, wenn sie durch Schwefelsäure hindurchgeleitet werden. Die wasseranziehende Wirkung kommt auch in der Reaktion mit Kohlenhydraten (Zucker) zum Ausdruck, die zu deren Verkohlung führt.

C12H22O11 +H2SO4 <-->12C + 11H2O

In wässriger Lösung dissoziiert Schwefelsäure in zwei Schritten. Bezüglich der ersten Dissoziationsstufe ist Schwefelsäure ein starker Elektrolyt. In der zweiten Stufe erfolgt die Dissoziation unvollständig. Zwei Reihen von Salzen leiten sich von der Säure ab; normale Salze mit dem Sulfat-Anion SO42- und saure Salze mit dem Hydrogensulfat-Anion HSO4-. Die meisten Sulfate sind wasserlöslich. Ausnahmen sind Bariumsulfat (BaSO4), Strontiumsulfat (SrSO4), Bleisulfat (PbSO4) und Quecksilber(1)-sulfat (HgSO4), die schwerlöslich sind; Calciumsulfat (CaSO4) und Silbersulfat (AgSO4) sind nur wenig löslich. Die Fällung von weißem Bariumsulfat dient als Nachweisreaktion für das Sulfation.

H2SO4 <--> H+ + HSO4-

HSO4- <--> H+ + SO42-

Im Schwefelsäuremolekül sind zwei SO-Bindungen kürzer als die anderen beiden.

Schwefelsäure

Im tetraedisch gebauten Sulfation sind alle vier Bindungen gleich.

Sulfat-Ion

Verdünnte Schwefelsäure ist bei Raumtemperatur nur ein schwaches Oxidationsmittel. Heiße konzentrierte Schwefelsäure wirkt stärker oxidierend. Auch Nichtmetalle wie Kohlenstoff werden von heißer , konzentrierter H2SO4 oxidiert. Unedle Metalle werden von verdünnter Schwefelsäure, wie von anderen Säuren auch, unter Wasserstoffentwicklung oxidiert. Konzentrierte Schwefelsäure greift auch edlere Metalle wie Kupfer und Silber an (nicht Gold und Platin), wobei kein Wasserstoff gebildet wird, sondern H2SO4 zu SO2 reduziert wird.

C + H2SO4 <--> CO2 + 2SO2 + 2H2O

Cu + 2H2SO4 <--> CuSO4 + SO2 + 2H2O

Selensäure, H2SeO4, wird durch Oxidtion von Seleniger Säure erhalten; dazu ist ein starkes Oxidtionsmittel wie Chlor oder Chlorsäure nötig. Die Selensäure ist der Schwefelsäure sehr ähnlich, sie übertrifft H2SO4 sogar in seiner Säurestärke. Sie hat einen Schmelzpunkt von 60°C und ist sehr hygroskopisch. Selenate entstehen bei der Oxidation von Seleniten

Tellursäure wird durch die Einwirkung starker Oxidationsmittel auf elementares Tellur erhalten. Anders als H2SO4 und H2SeO4 hat sie die Zusammensetzung H6TeO6. Eine Verbindung der Zusammensetzung H2TeO4 ist bislang unbekannt obwohl Salze mit entsprechender Formel existieren. Tellursäure ist in wässriger Lösung eine schwache zweiprotonige Säure.

Es gibt einige weiter Säuren des Schwefels, in denen dem Schwefel die Oxidationszahl +VI zukommt. Die Dischwefelsäure, H2S2O7 (auch Pyroschwefelsäure genannt) oder auch die Peroxomonoschwefelsäure (H2SO5) und Peroxodischwefelsäure (H2S2O8). Eine Peroxosäure enthält in ihrem Molekül eine Peroxo-Gruppe "-O-O-".

Dischwefelsäure

Verwendung von Schwefel, Selen und Tellur

Schwefel. Über 80% des produzierten Schwefels werden zur Herstellung von Schwefelsäure eingesetzt. Sie wird für zahlreiche industrielle Prozesse benötigt: zur Herstellung anderer Chemikalien, Düngemitteln, Pigmenten, Eisen, Stahl und bei der Erdölraffination. Sie dient als Elektrolyt in Bleiakkumulatoren.
Elementarer Schwefel wird bei der Vulkanisierung von Kautschuk und bei der Herstellung von Farben, Pigmenten, Papier, Fungiziden, Insektiziden und pharmazeutischen Produkten eingesetzt.

Selen dient zur Herstellung von Photozellen, welche einen elektrischen Strom abgeben, dessen Stromstärke proportional zum einfallenden Licht ist. Wegen der photoelektrischen Eigenschaften des grauen Selens kommt es auch in Photokopiergeräten zum Einsatz. Selen wird zur Produktion von Farbgläsern, Pigmenten, Legierungen, Stahl, Oxidationsinhibitoren für Schmieröle und bei der Vulkanisation von Kautschuk verwendet.

Tellur findet vergleichsweise wenig Verwendung. Wie Selen wirkt es bei der Vulkanisation von Kautschuk und wird bei der Herstellung von Glas, Keramik, Legierungen und Emaillepigmenten verwendet.

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